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    Der väterliche Bücherschrank - über Vergangenheit und Zukunft der Bildung

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    Bildung beruht nicht zuletzt auf einem verbindlichen Bestand von Büchern, von denen man annimmt, dass man sie gelesen haben muss. Ausgehend von diesem heute immer weniger eingelösten und einlösbaren Anspruch, wird gefragt, wie Menschen in der Vergangenheit solchen Büchern begegnet sind und welche Bedeutung sie in ihrem Leben hatten. An drei Beispielen (Ossip Mandelstam, Walter Mehring, Günter de Bruyn) wird beschrieben, wie der Bestand des väterlichen Bücherschranks von den Söhnen unter z.T. dramatischen Bedingungen angeeignet wurde, wobei deutlich wird, dass Tradition keine Sache der einfachen Weitergabe ist, sondern sich in der Dialektik von Verlust und Wiedererwerb vollzieht. Im zweiten Teil wird die Frage nach dem Absturz des Bildungsideals und seiner behutsamen Rückkehr gestellt, wobei sich abzeichnet, dass einer verwandelten Bildung in der Mediengesellschaft noch immer eine wesentliche Identitäts-Funktion zukommt, zumal sie auch etwas mit Bildern zu tun hat. (DIPF/Orig.)A possible definition of „Bildung”, today, could be: a set of books of which it is assumed that one should have read them (but in fact hasn’t). The paper presents three autobiographical accounts in which writers of the 20th century (Ossip Mandelstam, Walter Mehring, Günter de Bruyn) have described their specific encounters with their paternal bookcases, all of them under dramatic historical circumstances. These case storys make it clear that „Bildung” or tradition is not a matter of transmission or handing down a legacy, but involves a dialectic of loss, depravation and recovery. In the second part, the dumping of the ideal of „Bildung” is traced together with its tentative return in our postmodern world. It is argued that the concept of „Bildung” which, of course, has not survived the 20th century unchanged, can still fulfill a seminal function in identity formation in our media age. (DIPF/Orig.

    Welche Zukünfte?

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    Vortrag, gehalten am 20.04.2017 zur Einführung von Prof. Dr. Winfried Speitkamp in das Amt des Präsidenten der Bauhaus-Universität Weima

    Ping Pong in der Mitte Berlins. Imperialer Glanz und koloniales Elend

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    Zur Bonn-Nostalgie Westdeutschlands gehörte die Anhänglichkeit an das Provisorium der Nachkriegszeit, verbunden mit der Absage an staatliche Symbole und internationale politische Verantwortung. Nach dem Umzug nach Berlin kam die Prussifizierung der deutschen Nation. Sie fand ihr Sinnbild in der Rekonstruktion des Schlosses in der Hauptstadt. Von 2013 bis 2020 konnten sich die Berliner allmählich auf die neue Kulisse einstellen. Zuvor, von 2006-2008 konnte man sich vom Palast der Republik verabschieden. Der Abbau dauerte fast drei Jahre, weil das Gebäude aufgrund seiner hohen Asbestbelastung nicht einfach weggesprengt werden konnte. Mit dem Palast der Republik verschwand mit der DDR Geschichte auch der historische Ort, an dem 17 Jahre zuvor die deutsche Einheit beschlossen wurde

    Speichern oder Erinnern? Das kulturelle Gedächtnis zwischen Archiv und Kanon

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    Ausgangspunkt der Überlegungen ist eine Begriffsdefinition der zwei Formen des Gedächtnisses: Speichern als objektives, kontrolliertes, mechanisches Verfahren und Erinnern als unkontrollierbarer, subjektiver, von psychologischen und zeitlichen Dimensionen determinierter Prozess. Gegen die zunehmende Ansammlung von Wissen über Vergangenes werden Auswahlverfahren in Gang gesetzt, die kulturelle Wissensspeicher, wie das Archiv, anlegen. Aus der Spaltung zwischen Verwissenschaftlichung und Sakralisierung identischer Gegenstandsbereiche im 19. Jahrhundert bilden sich analog zu den zwei Gedächtnisformen Speichern und Erinnern ein kulturelles Speicher- und ein Funktionsgedächtnis aus

    Die Welt im Wandel: Brauchen wir eine neue Sprache und neue Begriffe? : 13. Juni 2021

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    In der Modernisierungstheorie hatte das Wort ‚Bruch‘ einen positiven Klang, weil ‚Bruch‘ automatisch mit Innovation und Wandel einherging. Seit die Menschheit jedoch mit einem Wandel konfrontiert ist, den sie zwar induziert aber so nicht beabsichtigt hat, können Begriffe wie dieser nicht mehr so unbefangen benutzt werden. Es bedarf – so Aleida Assmann – einer neuen Sprache und neuer Begriffe, um die Aufmerksamkeit umzulenken auf neue Perspektiven, Werte und Handlungsfelder

    Das Rahmen von Erinnerungen am Beispiel der Foto-Installationen von Christian Boltanski

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    In Anlehnung an das Framing (Rahmung) in der Gedächtnisforschung wird die Frage untersucht, wie sich individuelle Erfahrung in soziale Erinnerung und heterogene Erfahrungen und Erinnerungen in ein vereinheitlichtes und gemeinsam geteiltes Gedächtnis verwandeln. Da nicht nur das kollektive, sondern auch das individuelle Gedächtnis auf soziale und kulturelle Rahmen angewiesen sind, die auch an der Struktur und Gestaltgebung der Erinnerungen selbst beteiligt sind, werden am Beispiel des Werks des Künstlers Christian Boltanski spezifische Operationen der Rahmung unterschieden und in ihren Funktionen genauer beschrieben. Boltanski stellt in seinen Installationen nicht nur die ineinander greifenden Mechanismen der Erinnerns und Vergessens heraus, sondern macht auch auf die Stufen der Verwandlung von individuellen Erfahrungen zu kollektiven Symbolen aufmerksam. Zur Stabilisierung von Erinnerungsbildern gehört zunächst die primäre Konstruktion der Rahmung, etwa durch Familienerzählungen oder biographische Narrationen. Sekundäre Formen der Rahmung treten auf durch die Auswahl materieller Bilder und Relikte und ihre Überführung in neue institutionelle Kontexte wie Archive und Museen, wodurch erst die Chance ihrer zeitlichen Existenzverlängerung geschaffen wird. Indem durch diesen Prozess Outsider-Wissen das Insider-Wissen ersetzt, hat ein Wandel von individueller Erfahrung zu öffentlicher Inszenierung stattgefunden. Durch Aufladung der Bilder mit existenzieller Bedeutung, Emotionen, Faszinationen gelingt schließlich einem neuen Trägerkreis die Bereitschaft zur Aneignung der überlieferten Information. (ICH
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